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GERLACH  DE GULPEN

Einer unserer Namens-Urahnen aus den Jahren um 1200 ist der Drossard von Limbourg, Ritter Gerlach de Gulpen, Dite d' Allendorp. Mit den Namenszusätzen "genannt von" (Dite d') wollte man traditionsreiche Adelsnamen nicht in Vergessenheit geraten lassen, wenn der männliche Erbe ausblieb. Auch spielten hier Vererbungsgründe eine große Rolle. Gerlach war verheiratet mit Irmgard von Löwenberg. Ich vermutete zunächst nach ausführlichem Studium eine Verbindung der De Gulpens zu den als Richter und Schöffen tätigen Edlen von Allendorf im Westerwald. Aber es war etwas simpler: Die Löwenbergs waren mit den Allendorps verwandt, deren Geschlecht tatsächlich 1568 erlosch. Gerlachs Sohn Gisenne trug nicht mehr den Allensdorp-Zusatz. 

Nun sind wir aber erst mal wieder im Limburgischen. Die dortige Gulpen-Dynastie hielt rund 400 Jahre lang. Nach Gisenne folgte Jean, Gerard-Senior und Gerard-Junior, Alard, Guillaume, Frambach, Regnier und Warnier. Gewohnt haben die de Gulpens auf verschiedenen Burgen, die ich lokalisieren konnte.

VALKENBURG
Im Jahr 1327 stirbt Ritter Gerard de Gulpen Senior bei der Verteidigung seiner Stadt Fauquemont (Valkenburg). Seine Vorfahren lassen sich also bis Gerlach de Gulpen (1200) zurückverfolgen und reichen bis Werner (Warnier) de Gulpen (1564). Vom ehemaligen Rittersaal der Ruine Valkenburg ist eine schöne Aussicht auf den historischen Ort. Hier stand schon im Jahr 1050 eine Burg, die einige Male erneuert wurde. (Foto: Ein Teil der Ruine Valkenburg)

Da wir gerade von Werner von Gulpen reden und in Valkenburg sind: Das schöne Kasteel Schaloen, erstmalig 1381 erwähnt, war lange der Stammsitz der "van Hulsberg". Werner von Gulpens Frau stammt von hier. Der Ort Hulsberg liegt nahebei. Natürlich ist Schaloen aus dem hellen Mergelstein der Gegend gebaut.

DAS KOMMT MIR SPANISCH VOR!  
Die alten Ritter! Kämpfen für ihr Volk und natürlich auch für Ruhm und Ehre. Auch Philippe de Gulpen, Herr von Mons, kämpfte 1667 im spanischen Erbfolgekrieg als Befehlshaber seines III. wallonischen Kavallerieregiments. Mons im Süden Belgiens (links) war im spanischen, aber auch bei anderen Kriegen immer umkämpft. In Audemont finden heutzutage prächtige Ritter-Umzüge statt.


Ob Phillippe im recht kleinen limburgischen Mons, damals Molan (rechts), Seignieur de Mons war, ist auch denkbar. Dort, im heutigen Vorort von Visé, existiert zwar kein Herrensitz mehr, aber auf der alten Karte des "Gülpen-Kernlandes" ist eine Burg bei Mons ("Molan") noch eingezeichnet. Darüber: Bern (Bernau). Von Berneau ausgehend, war die Dynastie Gulpen besonders erfolgreich. Die durchweg friedliche Rittergeschichte der Gulpens in Berneau habe ich inzwischen übersetzt. Thierry de Goleppe taucht in den alten Unterlagen 1414 auf - und Anne-Barbe de Gulpen ist 1735 leider die letzte der dortigen Gulpen-Reihe. 

Bei einem Besuch in Brüssel habe ich im wirklich riesigen Telefonbuch nachgeschaut, ob es in Belgiens Hauptstadt noch „de Gulpen’s“ gibt. Nein, gibt es nicht mehr! Aber inzwischen weiss ich, dass in Brüssel der vielleicht letzte de Gulpen 1696 verstorben ist. Ohne den Adelszusatz finden wir heute in Belgien allerdings noch "reichlich" Gulpen's, vor allem natürlich im Nordosten des Landes. 

Foto: Kasteel  Neubourg in Gulpen.  In und um Gulpen herum findet man mehrere Schlösser. Da sollte man denken, dass Neubourg schon Berührungspunkte mit den Herrschaften von Gulpen haben müsste. Die Antwort: Ja, aber nur sehr gering. Die letzte blaublütige Schloßherrin Eugenie Louise Gräfin von Marchant und Ansembourg, hatte noch bis zu ihrem Tode 1995 Wohnrecht in einem Flügel.
Für die Historiker war es bisher sehr schwierig, an das Archiv der Neubourg heranzukommen. Man kommt ja ohnehin nicht ins Schloss, ja, sogar Wege an Neubourg werden aktuell gesperrt. Die Gulpenaars werden einfach nicht glücklich mit ihrem privaten Schlossherrn...



Adlige Namen beziehen sich ja nicht immer auf den ehemaligen Familiensitz. Die Ahnen der Ritter von Gulpen stammten allerdings wirklich zunächst mal aus dem Ort Gulpen, bevor sich das Ritter-Geschlecht etwas nach Süden orientierte.

Es liegt manches im Dunkeln, schließlich hat man aus der Zeit vor dem 11. Jahrhundert kaum schriftliche Unterlagen. Neubourg heißt übrigens so, weil es auch eine alte Burg gab. So die eine Meinung. Eine andere Seite sagt, "Nuwenberghe" sei in der napoleonischen Zeit nicht korrekt in "Neubourg" übersetzt worden. Wie dem auch sei - General Eisenhower wird es egal gewesen sein: Die Neubourg war sein Hauptquartier zum Ende des Weltkriegs, nachdem die deutschen Besatzer "ausgezogen" waren. Ein Vorgänger von Neubourg, wenn auch an anderer Stelle in Gulpen war auf einer "Motte" auf Gracht Burggraaf. Dieser Hügel ist unter den vielen Burghügeln in den Niederlanden ein besonderer und natürlich ein Nationaldenkmal. Gleich unterhalb des Hügels fliessen Geul und Gulp zusammen (Foto oben/unten).

Dieser inzwischen von hohen Bäumen bewachsene Erdhügel hat es in sich! Der Ort Galopia oder Gulpen gehörte ja zunächst zum Herrschaftsbereich des römischen Kaisers Hendrik II. Zur Verwaltung des Landstrichs in nachrömischer und schon karolingischer Zeit war das Aachener Marienstift beauftragt. Dieses setzte die Vogte van Galopia bzw. van Gulpen ein. Das war um 600 nach Christus. Auf der Gracht Burggraaf wohnten sie, und bis zum 14. Jahrhundert auch sehr wahrscheinlich Johann van Galopia, der Aachener Bürgermeister und der Deutschordensritter Jakob van Galopia. Ein Thomas de Galopia muß ein Vorfahr der Beiden gewesen sein. Über den bürgerlichen Aachener Thomas gibt es Aufzeichnungen aus dem Jahr 1258.

Der Burghügel (Bäume rechts) ist Teil des Dolsberges (links oben).

Um den Verwaltungs-bereich zu markieren, wohnten die Herrschaften üblicherweise in mit Palisaden-Hölzern gesicherten, befestigten Bauwerken. Ab etwa dem Jahr 1000 wurden sie zu Burgen umgebaut, so auch hier. Denn: Reste einer Burg hatte man hier auf Burggraaf gefunden.

Einen weiteren Berührungspunkt der Gülpens mit dem gleichnamigen Ort gab es im 16. Jahrhundert, als zwei Gülpen-Töchter unabhängig voneinander in die Cartils- und in die Cortils-Dynastien einheirateten. Schloß Cartils steht noch heute im Norden von Gulpen, Schloß Cortils befindet sich unweit des Gülpen-Sitzes Wodémont.  

Johanna von Gülpen hatte mit Johann Graf Hoen von Cartils 10 Kinder. Unter den Kindern war auch eine Florentine. Aber: Eine andere dieses Vornamens, Florentine Maria von Gülpen, Dame de Neufchateau-Wodemont heiratete in die Nachbarschaft zu den Cortils - hier ging Besitztum der Gülpens verloren. Mir raucht der Kopf von diesen Verwicklungen und Ähnlichkeiten! Cortils hier, Cartils da. Florentine hier, Florentine da. Wer weiß: Am Ende ist manches nicht richtig überliefert...(Foto unten: Schloß Cartils, Wijlre/Gulpen).

1772 wurde Graf von Liedekerke Eigentümer von Cartils, nachdem die Hoen de Cartils ausgestorben waren. Ein früher Verwandter von ihm, Antoine de Liedekerke, heiratete Anna Marguerite de Gulpen.Die de Liedekerkes hatten quasi etwas mehr Glück mit männlichen Erbfolgern.

In Eghezée-Harlue im wallonischen Bezirk Namur finden wir in der Schlosskirche einen Sarkopharg für den Schloßbesitzer Herman Frederic de Gulpen, der hier 1654 seine letzte Ruhestätte erhielt. Mit seiner Gattin und Schloßerbin, Anne de Heyenhoven (+1641) hatte er eben jene Tochter, Anne Marguerite (ihr Wappen links, der Sarkopharg der Eltern unten).

Aus dem Hause der heutigen Schlossinhaber erhielt ich Ablichtungen eines de Gulpen-Stammbaums. Nochmals herzlichen Dank für den Gedanken-austausch! Ich kam ins Grübeln, warum Anne Marguerite großväterlicherseits einen Gulpen-Opa hatte und großmütterlicherseits eine Gulpen-Oma hatte. Das mag damals halt passiert sein!

Herman Frederic de Gulpen, Herr von Stockem, Harlue und Rosmelle, blieb also der einzige Gulpen auf Schloß Harlue bei Eghezée Die de Liedekerkes waren längere Zeit Herren auf Harlue. Über einer Tür des Schlosses sehen wir auf dem nebenstehenden Foto das Wappen der de Liedekerkes. Der Vater von Herman Frederic de Gulpen war Frederic de Gulpen, vermutlich von der Wodemont-Linie. Auch jener war Herr von Stockem. Ein weiterer Grossgrundbesitzer im Limburger Bereich von Eupen bis hinüber nach Lüttich war Wilhelm von Gülpen (*1487), der mit Marie von Argenteau (Erkentel) verheiratet war. Wilhelm hat zeitweise auf Burg Stockem gewohnt.

Aus der Ehe von Agnes von Eys genannt Beusdal mit Léonhard von Gulpen ging ihr einziger Sohn Heinrich Frambach hervor. Agnes hatte Ländereien als Erbe mit in die Ehe gebracht, während ihr Gatte Léonhard 1620 das kleine Schloss D'Altena darauf baute. Hierzu jedoch an anderer Stelle (Belgien-Seite) noch mehr.

Inzwischen las ich im Stammbaum der Eiss (Eys) genannt Beusdal, dass Heinrich Frambach von Gülpen Probst in Siegburg wurde und 1715 mit 72 Jahren starb. Wieder ein Punkt, wo ein Zweig der von Gülpen ausstarb. Eys bei Gulpen verfügt auch über eine bekannte Burg-Motte mit Ruinenresten.

Die Gülpen-Familie verteilte sich vor allem im Süden des damaligen Herzogtums Limburg. Nun ist ja Limburg längst geteilt in die belgische Provinz Limburg und das niederländische Südlimburg. Ja, man muß sagen, daß das heutige Limburg geografisch kaum etwas mit dem damaligen Herzogtum zu tun hat - man wollte vor allem den Namen erhalten. Aber der Einfluss Limburgs reichte auch mal durchaus bis Köln-Worringen...

Der Blutberg bei Worringen: hier fand 1288 die berüchtigte Schlacht statt. 10.000 Ritter und über 1.000 Tote sind eine schreckliche Bilanz. Ein Limburger Erbfolgestreit war der Grund.

Wir haben bisher über das Land Limburg gesprochen. Der eine oder andere kennt vielleicht auch das kleine Städtchen Limbourg. Es spielt im heutigen Europa nicht mehr eine so bedeutungsvolle Rolle wie damals. Um zumindest noch einmal daran zu erinnern, wird zur Zeit an einer grossen Restaurierung des historischen Ortskerns gearbeitet. Schon im jetzigen Zustand lohnt sich ein Besuch des malerisch gelegenen Orts.

Einer der wichtigsten Familiensitze für mehrere Gülpen-Generationen war Schloss Wodémont bei Mortroux, nördlich von Lüttich. Dort in der Nähe liegen bzw. lagen zwei weitere Schlösser: das Chateau Berneau - ebenfalls lange von einem Gulpen-Zweig bewohnt. Und Neufchateau: Aus diesem Hause stammt Léonhard de Gulpen. Schliesslich noch Chateau d'Altena bei Aubel von Léonard de Gulpen und seiner Agnes sowie Schloß Harlue in Eghezée. Deutschordensritter Warnier mit seinem Sitz in Bernissem/Herten gehört auch in diese Aufzählung. Diese Häuser werden auf der Belgien-Seite abgehandelt!

Foto: Ausschnitt aus einer Berneau-Karte von 1858 mit (rot:)Longchamps, (grün:) Berwinne, (blau:) Borcht und (lila:) St. Servatius.

Die frühere Burg und das spätere Schloss Obsinnich war für ein paar Jahrzehnte im Besitz der Familie von Gülpen.

Schloss Obsinnich an der Gulp bei  Remersdael (Foto). Nur der Stufengiebel ist aus historischer Zeit original erhalten.

Ritter THIERRY DE GULPEN
und Agnes de Berlon haben eine Tochter: Marie. Sie verheiratet sich mit Michel de Eynatten und werden auf Schloss Obsinnich  wohnen. Das Schloss haben sie vom Vater Michaels geerbt, dem ersten bekannten Besitzer von Obsinnich in Remersdael. Dort stand vorher die Burg von Jan dem I. von Brabant („Schlacht von Worringen“). Trotz des Namensverlustes durch Marie war nicht Endstation der zahlreichen, belgischen de Gulpen's, die sich über andere Zweige bis in die belgische Provinz Luxembourg ausbreiteten. Das Foto rechts zeigt die uralte Kastanie am Remersdaalbach, gleich neben dem Schloss. Sie hat mehrere Meter Umfang! Wie bedeutungsvoll selbst kleine Bäche in vergangenen Zeiten waren, sieht man auch hier am Zusammenfluß von Gulp und Remersdaalbach unmittelbar am Schloss!

Warnier de Gulpen (1496), Herr von Rimblerval und ab 1549 Herr von Rochette, war mit Marguerite d'Argenteau verheiratet. Antoinette war deren einziges Kind. Das Geschlecht der Argenteaus führte einen langen erbitterten Krieg gegen die Stadt Aachen - das war so etwa um 1490 herum. (Auf dem Foto unten habe ich mein Auto vor La Rochette geparkt!).

In anderen Unterlagen soll Warnier mit Marie van Hulsberg aus Valkenburg verheiratet gewesen sein und mit ihr hat es eine Tochter Marie gegeben. Es könnte durchaus eine zweite Ehe gewesen sein. Von einer weiteren Tochter Antoinette lesen wir später. Werner von Gulpen (so klingt er auf deutsch) hat gewisse Spuren hinterlassen: Er genehmigte als Herr von La Rochette 1549 den Bau eines Kanals an der Weser (Vesdre), damit dort eine Mühle betrieben werden konnte. Der mittelalterliche Industrielle Curtius baute die Mühle 1595 zu einer Pulvermühle um. König Phillip von Spanien liess dort Schwarzpulver mahlen. Foto unten: Curtius-Mühle in Vaux-sous-Chevremont. Dieser südliche Vorort von Lüttich mußte 1944 leider hinnehmen, dass die Kirche von einer deutschen V1-Rakete getroffen wurde.


Warnier wurde zehn Jahre nach der Rochette-Erwerbung Signieur der Herrschaft Olne. Er schien genug Geld zu haben, das der Herzog von Brabant dringend für den spanischen Krieg brauchte.  Auch auf Schloss Berneau haben die de Gulpens diese Art Kriegs-Finanzierung kennenlernen müssen.

Foto: Olne. In der Herrschaft Fléron spielte Warnier de Gulpen ebenfalls eine Rolle. Man kann sicher sagen, dass er ein einnehmendes Wesen hatte! Kein Wunder, denn:

Warnier hatte über seine Mutter Marie von (Gulpen-)Wittem die Ahnenreihe zu Kaiser Karl "geerbt", der ja ein Limburger war. Es wird erzählt, daß wir "doch alle irgendwie von Kaiser Karl abstammen". Hier ist solch eine Schnittstelle, die aber nicht direkt von "Charlemagne" zu den heutigen Gülpen's führt. Aber: Interessant ist schon, daß die de Gulpens und Karl der Große aus demselben Landstrich stammten: dem Departement Nieder-Maas. Karls Eltern und Vorfahren kamen aus Herstal nördlich von Lüttich (Foto: Fragnée-Brücke im Norden Lüttichs)

1944, in den Zeiten von Normandie-Landung und Ardennen-Offensive hinterläßt die zurückeilende deutsche Armee hier in Forêt ihre Spuren: Widerständler werden umgebracht, das Schloß Forêt inklusive versteckter Menschen angezündet, die unbewaffneten Bewohner erschossen und das Schloß vorher geplündert. Das prächtige Château in der schönen Hügelgegend wurde wieder aufgebaut. Durch das Ehrenmal und die Erinnerungstafel aber verbleibt der Ort wohl noch lange Zeit in seiner Schwermut. In der auf dem Bergsporn gebauten uralten Kirche St. Catherine befindet sich das aufwendige Grabmal von (wahrscheinlich) Warnier de Gulpen und seiner Gattin. Der Steinmetz läßt den Kommandeur des teutonischen Deutschordensritters mit den Gesichtszügen Kaiser Karls erscheinen. Ritter Warnier herrschte in Bernissem, wo nur noch die Torburg erhalten ist, sowie im sehenswerten Commanderij-Kasteel Gruitrode.

Soweit zu diesem Warnier de Gulpen - wobei in alten Unterlagen zu lesen ist, dass dieser Warnier eine weitere Tochter Marguerite hatte, die später den Guillaume de Ruyschenberg heiratete. Marguerite war Dame von Rochette und Guillaume Herr von Setterich. Die Deutsch-Ordens-Ritter-Verbindungen der Gulpens mit den Reuschenbergs reichen also von Gruitrode über Siersdorf bis Ramersdorf bei Bonn. Hierzu gleich noch mehr. Die Kirche St. Catherine mit Warniers Grabstein ist für Besichtigungen leider nur selten geöffnet - ich hoffe, bald mal einen Termin zu erwischen! (Foto oben: Uralte Grabsteine neben St. Catherine Forêt).

Während also die Vogte van Gulpen/Galopia auf ihrer Palisadenburg in Gulpen den dortigen Landstrich verwalteten, kam zur gleichen Zeit im 33 km entfernten Herstal Charles zur Welt, der spätere Kaiser Karl der Grosse. Im grossen Frankenreich Karls finden wir die Spuren der Gulpens in den südlichen Niederlanden: Ursprung in Gulpen und die Maastrichter Dynastie; im nördlichen Belgien (die Gulpen-Schlösser) und im westlichen Deutschland (zwei historische Zweige).

Das Kommende-Schloss Ramersdorf bei Bonn hat eine gewisse Verbindung der Familien Reuschenberg und Gülpen, deren Beschreibung ich aus Platzgründen und Streitigkeiten mit anderen Familienforschern inzwischen gelöscht habe. Immerhin freut es mich, dass ein bekannter Kölner Gastronom die Schloss-Kommende in Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden renoviert hat. Die Kommende sieht prächtig aus, wie ich kürzlich feststellte.

Für mich persönlich schließt sich hier ein Kreis: Ich teilte in meinen ersten Schuljahren mit meinem Rektor Maintz ein großes Interesse für Kaiser Karl  (Abbildung links) und durfte in den Geschichtsbüchern des beliebten Rektors blättern.

Guillaume de Gulpen, Sohn von Warnier, waren beide Segnieur's de Rimblerval. Guillaume und seine Gattin Anne de Bonant hatten wie Warnier und Marguerite eine Tochter. Antoinette heiratete als Dame von Longchamps ca. 1570 mit 24 Jahren den mächtigen Ritter Francois I. von Corswarem. Nach seinem Tod trat sie in den Karmeliterorden ein. Sie starb 1607 in Longchamps. Aus Guillaumes zweiter Ehe mit Adrienne de Hemptinnes, Dame de Wagnie, ist mir kein Nachwuchs bekannt. Guillaumes Großvater war Regnier de Gulpen. Einen Adolphe de Gulpen muß ich als Herr von Rimblerval noch einordnen, er hat auf Wodémont gewohnt und nicht auf Obsinnich. Auch zu Rimblerval gibt es auf der Belgien-Seite noch einen Hintergrund!


GÜLPEN AM DREILÄNDERECK: GUT REINARTZKEHL


Bis heute sind die Spuren der Gülpen-Ahnen in etwa gleichmässig auf die drei Länder (D-B-NL) verteilt. Eine geografische Punktlandung machten die van Gülpens mit dem Besitz von Gut Reinartzkehl direkt an den Hügeln des Dreiländerecks in Aachen-Vaalserquartier (Foto oben). Diederich von Gülpen war Anfang 1400 der erste von Gülpen, der als Lehensnehmer von Reinartzkehl vom Aachener Marienstifts eingesetzt wurde. Mit Anna von Gülpen (siehe übernächstes Foto und Text) wurde Anfang 1500 hier der traditionsreiche Familiennamen aber auch schon wieder gelöscht. In der Ahnenreihe der heutigen Reitstallinhaber taucht auch der Name Gülpen wieder einmal kurz auf, was aber Zufall sein mag. Neben Reiterhof und Reitställen wird es an einer Toreinfahrt zu einem weiteren Gebäudekomplex interessant: Eine Tafel ist dort eingelassen mit dem Datum 4.7.1752 (Foto links und unten).

Hier lesen wir von der Vergangenheit des Aachener Armenhauses, das auf dem Lehensgut des Reinardus Kehlen bestand.

Manchmal sind Dinge so miteinander verwoben, dass man alles erst einmal sortieren muss! Beim Forschen nach der Vergangenheit kam ich zum recht versteckten Gut Reinartzkehl im Aachener Stadtteil Vaalserquartier, gleich am Dreiländereck. Der Reiterhof gehört der Familie Breuer. Herrn Breuer senior hatte ich einmal als junger Reporter von 17 Jahren gerne meine Turnierfotos für gutes Geld verkauft. In der Vorbesitzerliste von Reinartzkehl finden sich die letzten Mitglieder einer von-Gülpen-Generation. Die allerletzte war Anna, und diese findet sich wiederum in der Ahnenliste von Karina Kulbach-Fricke (Pfeil / Foto), einer Autorin von Historien-Romanen, die alle in Köln spielen. Ich wohne in Köln und kenne alle Bücher von Karina. Alles klar?

Die Jonkheeren

Landwirtschaft betreiben, Ländereien verwalten - das war Sache der Jonkheeren, der Junker, dem untersten Adelsrang in damaliger Zeit. Herman van Gülpen aus dem 16. Jahrhundert und Frambach von Gülpen aus dem 17. Jahrhundert waren solche Lehensnehmer in dem belgischen Landstrich, der sich heute Herve nennt. Herman kaufte am 24. Februar 1565 in Titfeld bei Raeren eine Erbpacht. Von Frambach ist notiert, dass er mit Anna Maria von Waass verheiratet war. Da sein Sohn auch Frambach hieß, nahm sich dieser auch eine Anna, nämlich die von Harff. Die Frambachs von Gülpen waren "Herren von Rossmühlen", einer Länderei. Vom Namen her ist eine Rossmühle eine Mühle, die von (Tierfreunde wegschauen!) bedauernswerten Rössern in Betrieb gehalten wurden, die im Kreis laufen mußten. Aus der Zeit der Gülpens auf Rossmühlen sind relativ viele Dokumente erhalten, in die ich mich (französisch!) noch einarbeiten muss. (Foto: Gut Reinartzkehl unterhalb des Dreiländerecks).

Im niederländischen Limburg lebten weitere Jonkheeren: Daem Gulpen van den Eycken aus Noorbeek (1628-1664), Jonkheer Frederic von Gülpen (ca. 1650)sowie ein Jonkheer van Gulpen auf dem Laathof in Ambij bei Maastricht (1789). Daem (Adam) Gulpen betrieb sein Landgut dort, wo heute der südlichste Punkt der Niederlande verläuft, in Noorbeek (südwestlch von Gulpen).

Ritter Arnold von Julemont, tritt im Jahr 1314 als Herr von Wittem (bei Gulpen) in Erscheinung, als er zusammen mit seiner Gattin Adelheid eine "Villa Gülpen" kauft. Nach dem Aussterben seiner Linie fällt Burg und Lehen an Johann III von Brabant. Wenn in den uralten Unterlagen von "Villa" die Rede ist, könnte man als alter Römer durchaus auch an etwas grösseres denken als an eine kleine Villa mit Pool im Garten...


„Na, Herr von Gülpen, wie geht es uns denn heute?“
 
So begrüßte mich in den Siebzigern der viel zu früh verstorbene Dr. Armin Biergann (rechts) gerne auf dem Redaktionsflur, wobei er das Gülpen französisch aussprach. Dies tat er offensichtlich mit großem Vergnügen, so als ob er auf der Opernbühne einen alten Freund begrüßen würde.  Bis zu dem Zeitpunkt, als mir die kleine Unkorrektheit mit dem "von" – zugegebenermaßen nach Jahren! - zu viel wurde und ich darum bat, das Adelsprädikat doch bitte diskret weglassen zu wollen. Fortan hörte ich dann von ihm ein fragendes „Citoyenne Gülpen, nicht wahr?“, also Bürger Gülpen. 

An diese heiteren Begegnungen muß ich denken, wenn die Frage nach dem „von“ im Falle Gülpen aufkommt. Klar, daß mein plumper Versuch alle Namensvariationen kurzerhand als verwandt darzustellen, scheitern muß, wenn man einmal ernsthaft alle Abstammungsbäume untersuchen würde. Ich hoffe, Sie sehen das auch nicht so eng! 

Klar ist bisher nur, daß es adelige Ritter (Ridder) von Gulpen gab. Auch adelige Junker (Jonkheeren) von Gülpen sind bekannt. Es existieren Maastrichter Stammbäume der großen Familie van Gulpen, die dem Stadtpatriziat zuzurechnen sind. Und eben andererseits Bürger Gülpen. Mein Stammbaum ist bis ins 17. Jahrhundert zurück bürgerlich.

Zur zeitlichen Abfolge ist zu sagen, daß das alte Rittergeschlecht den Ortsnamen zum Familiennamen machte. Später tat dies auch ein Teil der Bürgerlichen. Erst ab rund 1500 n.Chr. war es übrigens allgemein üblich den bürgerlichen Namen zu vererben. Ja, es wäre vorher durchaus möglich gewesen, daß ein Bürger einer Nachbarstadt den Namen Gulpen angenommen hätte - nur weil er ihn schön fand! 

Aber normalerweise stammten in damaliger Zeit die Gülpens aus dem Ort Gulpen, denn es handelt sich ja eindeutig um eine Ortsherkunft und dann werden sie auch einmal von Gulpen geheißen haben, ohne adelig gewesen zu sein (Lassen wir jetzt mal die Schreibweisen Gülpen, Gulpen, außer acht). Ab einer bestimmten Ära ließ man das „von“ bei den Nichtadeligen weg. Das ist schon viele hundert Jahre her.

In den Niederlanden existieren die bürgerlichen und adligen Prädikate weiterhin nebeneinander. Ein "van" ist nicht unbedingt adelig, während ein Adeliger nicht gleich am Namen als solcher erkannt werden kann.

Die Herren vom Landadel werden irgendwann einmal zum Ritter ernannt worden sein. Die Linien wie die van Gulpens aus Maastricht sind 1795 ausgestorben.  Viele mußten aufgrund der Revolution den Titel ablegen. In dieser Zeit um 1800 war sich irgendwann die Familie von Napoleon Bonaparte dann doch nicht so ganz einig und es gab Protest aus den Niederlanden, sodaß der Adelstitel wieder getragen wurde. Das Rittersleben war kostspielig und man verzichtete manchmal freiwillig auf das „von“. 

Es gibt also mehrere Möglichkeiten, warum es mal Gulpen und mal von Gulpen heißt. In den Niederlanden gibt es übrigens keinen Adeligen van Gulpen mehr. In Deutschland wurden die Adelstitel 1919 abgeschafft. Seitdem ist das „von“ ein Teil des Namens. Es ist jedoch auch wichtig, die Tradition und Geschichte zu erhalten. In unseren Ländern hat man denke ich zu einem guten Miteinander gefunden.

Nun fragt sich mancher Gülpen: war meine Linie bürgerlich oder stammt sie von ehemaligen Titelträgern ab? Diese Frage ist bei unserem Namen besonders berechtigt. Die verschiedenen Schreibweisen könnten aber am Ende hilfreich sein bei der Suche nach unseren Wurzeln. 

(Ulrich Josef Gülpen)

BURG ELTZ im Moseltal



Sophie von Gülpen, genannt von Heddesheim war ein zweites Mal verheiratet genau wie ihr Gatte, Hans von Eltz (Johann IV). Johann stammte aus dem Rübenacher Haus - Die Eltz-Rübenacher wohnten in dem Burgteil rechts oben: die weissgekälkten Türme. Sophias Gatte wurde während des Krönungsvorgangs von Maximilian I. in Aachen 1486 zum Ritter geschlagen. Ich habe es in der Schatzkammer  nachgeprüft: Sophie von Gülpen ist auf dem prächtigen Stammbaum vermerkt!  Das Wappen (rechts) der von Gülpen habe ich abgezeichnet - man sieht es bei Sophie ein letztes Mal. Sie hatte also die höhere Adelsebene erreicht und daher treffen wir auch relativ oft in den Adelsaufzeichnungen auf ihren Namen. Ihr Vater Gerhard II. von Gülpen gehörte noch dem unteren Adel an. Wenn wir wissen wollen, woher Sophie kam, stoßen wir also auf ihre Eltern und Grosseltern, die sich im Hunsrück unter den damals bedeutenden Sponheimer Grafen hochdienten. Man muss jeweils versuchen, Gerhard I. und Gerhard II. auseinanderzuhalten.

Foto: So sah die Starkenburg oberhalb von Traben-Trarbach früher aus.







Gerhard von Gülpen genannt von Heddesheim -

eine Hunsrück-Pfälzer Karriere.

Die Brüder und Edelknechte Gerhard, Johann und Rudolf von Gülpen erreichten damals die Freilassung ihres Bruders Heinrich aus dem Kerker der Moselaner Starkenburg (1329-31), mussten aber der resoluten Pfälzer Gräfin Loretta geloben, sich nicht zu rächen. Heinrich von Gülpen war laut altem Dokument aus religiösen Gründen eingesperrt. Im Jahr zuvor hatte die junge Witwe Loretta gar den Trierer Kurfürsten Balduin auf der Starkenburg gefangengehalten.  Sie fürchtete um ihren Besitz und liess Balduin erst neun Monate später wieder frei. Danach kam auch Heinrich von Gülpen frei. Loretta musste sich beim Papst in Avignon persönlich entschuldigen.

Foto: Blick durch den Torbogen der Ruine auf den Ort Starkenburg.

Religiöse Streitigkeiten, auch zwischen Aachen und der Grafschaft Sponheim, waren damals an der Tagesordnung, wenn man in alten Unterlagen blättert. So stritt man sich zum Beispiel auch um den Kaiserthron. Johann III von Sponheim, ein Sohn Lorettas, besetzte vorübergehend den Aacher Hof, machte ihn aber 1352 wieder frei.

Eine Vereinbarung zum Beispiel über die Abgabe eines Wein-Zehnten zwischen dem Aachener Marienstift und den Winzern von Traben hört sich jedoch noch relativ friedlich an. Das war 1232. Auf dem Foto ist links der Acher Hof zu sehen, das älteste Gebäude von Traben. Aachen schrieb man bis etwa 1792 noch gerne mit einem "A".


Das Marienstift Aachen unterhielt diesen Acher Hof in Traben an der Mosel.  Die Gefangennahme Heinrich von Gülpens erfolgte etwa 20 Jahre vor dem Thronstreit. Inwieweit das Brüderquartett der Gülpens im Aacher Hof engagiert war, ist noch unklar. 

Aber nun zu Gerhard, von dem einige Urkunden noch erhalten sind. Gerhard von Gülpens Spuren entdecken wir, als er 1389 zusammen mit Emmerich von Lewenstein die Heddesheimer Vogtei von Pfalzgraf Ruprecht erwirbt. Auf der verschwundenen Burg Heddesheim hat Gerhard jedoch nicht gewohnt. Ausgerechnet ebenfalls 1389 taucht in Unterlagen ein Ulrich von Gülpen, genannt Heddesheim auf. Vielleicht war Ulrich ein Vorgänger von Gerhard?

Gerhard von Gülpen hatte sich längst mit dem Pfalz-Sponheimer Herrscherhaus unter Graf Johann V. arrangiert, wurde Marschall und 1407 Lehnherr des Gerichts zu Schnellbach; einem Lehen zu Heyweiler; dem Dorf Sevenich und einem Hof in Froschpfuhl. 1436 hatte er mit seiner Gattin Agnes von Lewenberg genug gespart, um vom Grafen Johann die Winterburg zu erwerben.

Winterburg (Foto)  nannte und nennt sich nicht nur die Burg, sondern auch das kleine Städtchen. Als "Hofner" der Burg muß man sich den Alltag nicht allzu leicht vorstellen: Gerhard von  Gülpen "durfte" laut Verfügung zum Beispiel die Schweine in den nahen Soonwald treiben, was aber möglicherweise seine fünf Knechte erledigten.  1438 erwarb Gerhard noch einige Lehen in Kappel, den Mühlenhof in Eotzweiler und die Hälfte einer Burg in Kastellaun.  Später zog er von Winterburg in die nahe Stadt Crutzenach, die heute Bad Kreuznach heisst.

Wenn man die heutige moderne Umgestaltung der Burg in Bad Kreuznach mit dem damaligen Bau zu Zeiten Gerhard von Gülpen's vergleicht, gibt es keine Ähnlichkeit. Aber so wie hier auf der Zeichnung sah sie einmal aus. Crutzenach war für Gerhards Familie auf jeden Fall eine Steigerung.

Dort wurde er Lehnherr einiger Weinberge am Fluß Nahe und erhielt ein Haus (rechts auf dem Foto)unterhalb der Kauzenburg, als deren Burgmann er eingesetzt war.  Dieses Haus - der Eltzer Hof - im Kaufleute- und Handwerkerviertel von "Crutzenach", hat heute ein barockes Aussehen. Gerhard von Gülpens Tochter Sophie wird in dieser Umgebung ihren Gatten Hans von Eltz kennengelernt haben - behaupte ich einfach mal! Alte Urkunden verwenden übrigens noch den mittelalterlichen Namen Fya für Sophia. In der Karmeliterkirche von Boppard am Rhein kann man heutzutage an Heiligenfiguren die Wappen der Eltz und Gülpen entdecken. Bei weiteren Untersuchungen stiess ich kürzlich auf den "Seltzer Hof" in der Salinengegend von Bad Kreuznach. Man hat dort Salz gewonnen, daher nannte sich das burgähnliche Haus auch Seltz = Salz. Eine Verwechslung mit dem Eltzer Hof (nach dem Geschlecht Eltz) ist also ausgeschlossen. Haus Seltz hatte mehrere Bezeichnungen, aber es ist klar, dass die Familie von Gülpen sowohl in Haus Seltz, als auch in Haus Eltz wohnte. Beide Häuser liegen bzw. lagen auseinander. Seltsamer Zufall!

Der durch Goethe berühmt gewordene, aber gruselige Dr. Faust wohnte in unmittelbarer Nachbarschaft von Gerhard von Gülpen. Das Haus von Doktor Faust sehen wir auf dem Foto rechts. Auf dem Foto oben sehen wir außer dem Eltzer Hof gegenüber ein weißes Haus, das Doktor Faust gerne nutzte, um an der Rückfront im Fluß zu angeln. 1464 vermelden die Annalen Gerhard von Gülpens Pensionierung. Er war Amtmann von Cochem und Ulmen von 1452-1455. Noch 1447 beschwerte er sich beim Grafen von Katzenellnbogen über Schäden, die Gülpens Leuten zugefügt wurden. Man traf sich sinnigerweise im Wirtshaus “Zum Schwert” in St. Goar. Loreley wird dazu ihr goldenes Haar gekämmt haben... St. Goar sieht man auf einem Foto weiter unten. 

Was war aus der Winterburg geworden? Nach Gerhard von Gülpen senior ging der Besitz an den Junior. Mangels männlichem Nachwuchs von Gerhard, dem II. ging er 1482 an Sophies Mann, Johann von Eltz. Danach an die Erben von Sophies erstem Mann, Waldbott von Bassenheim. Schliesslich wurde die "Hintere Grafschaft" aufgelöst. Die Franzosen zerstörten 1689 einen ganzen deutschen Landstrich - auch die Winterburg - es ging mal wieder um einen Erbfolgestreit. Leider sind heute nur noch Ruinenreste (Foto) zu sehen. Es gab vor Jahren zwar Bemühungen, die Umgebung von Ruine und dem dortigen Schullandheim "in Ordnung zu bringen", aber die anfängliche Euphorie ist wohl wieder verpufft. Aktuell im Frühjahr 2013 sieht es so aus, dass das Schullandheim einen sechsstelligen Betrag aufbringen muss - ungeachtet dessen aber Motocross-Rowdys unbehelligt den Burgberg hinaufdüsen und Wanderer abschrecken! Was die Furchen der Cross-Reifen anrichten, kann man sich leicht ausrechnen. Nach diesem Erlebnis sagte ich mir: Gut, dass ich vielleicht ein letztes Mal den Wanderweg hinaufsteigen konnte! 


Der Einflußbereich des Aachener Marienstifts reichte bis über die Mosel hinaus und es deutet darauf hin, daß Gerhard von Gülpen-Senior ursprünglich von den Aachenern in den Hunsrück delegiert wurde.


Foto: Schloss-Park in Bassenheim.

Gerhards Sohn, Gerhard II. von Gülpen, genannt Heddesheim, erbt also Vaters Nachlass. Gerhard heiratet die Pfälzerin Margaretha von Löwenstein, hat aber keinen männlichen Erben und so freut sich zunächst seine Tochter Sophie (1438 - vor 1501) - später dann Schwiegersohn Johann VIII von Eltz (+1510) über das Erbe. 1528 schliesslich landet alles für lange Zeit bei den Bassenheimern, denn einen solchen hatte die geadelte Sophie als ersten Ehemann. Die erste Ehefrau von Johann war allerdings auch aus dem Hause Bassenheim. Sophie hatte mit ihren beiden Ehepartnern, Otto Waldbott von Bassenheim sechs und mit Johann von Eltz drei Kinder, wenn ich richtig gezählt habe. Die Forscher sind sich da nicht einig. Jene drei Kinder waren wohl Peter, Johann der IX. und Johann der Jüngere. Wobei der Letztere wohl der einzig echte Sohn von Sophie und ihrem Mann gewesen ist - und der wurde auch noch mit 32 Jahren ermordet! Der Name von Gülpen war mit Sophie an dieser Stelle erloschen. Sophie wurde mit zarten 11 Jahren bereits verheiratet und ihren 2. Gatten aus dem Haus Eltz ehelichte sie mit 29 Jahren.

Nachfahren von Johann von Eltz-Rübenach führten den Besitz der Stammburg Eltz bis heute fort. Auch machten sie sich unter anderem einen Namen in der Politik. Anfang des 19. Jahrhunderts übernahmen die Eltzer zum Beispiel das Schloss Köln-Wahn und den benachbarten Eltz-Hof. Schloss Wahn mit Eltzhof, aber auch die Ehrenburg (Foto rechts) sind heutzutage mit kulturellen Highligths gut belebt. 

Sophie von Gülpen hatte mit Otto Waldbott von Bassenheim unter anderem eine Tochter, Metza - heute würde man Mechtild sagen. Diese ehelichte am 13. Oktober 1476 Heinrich jun. von Pyrmont und Ehrenberg (Ehrenburg Foto oben).

Metzas einzige Tochter Elisabeth "landete" später im Haus Eltz bei Philipp von Eltz. Beide wohnten ab 1526 auf der Ehrenburg, unweit von Eltz. Mit Elisabeth, der Enkelin von Sophie von Gülpen, starb neben dieser Gülpen-Linie auch das Geschlecht der Pyrmonts aus (Bild aus dem Ehrenburger Rittersaal, links).
 

Ein Blick auf die Heiratsurkunde von Metza, der Tochter von Sophie von Gülpen, Frau zu Eltz (Foto: Familienforscher Ulrich J. Gülpen).


Foto: Der prächtige Original-Stammbaum in der Schatzkammer von Burg Eltz. Das Gülpen-Wappen ist dabei!

Irrungen, Wirrungen und Hunsrück-Geheimnisse

So wie bei "Allendorf" und "Rimblerval" hatte ich auch bei "Heddesheim" große Mühe, die Orte geografisch einzuordnen. Allendorf war und ist ein sehr häufiger Ortsname, bedeutete er doch in alter Zeit "Alle wohnen in einem Dorf". Rimblerval im Dreiländereck bei Aachen schreibt sich in fast 20 verschiedenen Arten. Und Heedesheim oder Heddesheim oder wie auch immer? Neben den zeitlich gesehen verschiedenen Schreibweisen existieren so viele verschiedene fast gleichnamige Orte im Großraum Frankfurt, sodaß deren Bewohner selbst schon Scherze damit treiben. Frühere Schreibweisen, wie Heidersheim, Hetdenesheim, Hedeßheim oder Hedenesheim, machen Forschungen auch nicht gerade leichter. 

Das Heddesheim, das Gerhard von Gülpen im Namen trug: Es ist tatsächlich ein Teil von Guldental, südwestlich Bingen. Der Name Guldental entstand nach einer Gebietsreform. Es lag natürlich nahe, dass man das Tal des Guldenbaches so nannte. Der Guldenbach war vor langer Zeit wirklich einmal "gülden", Goldfunde machten ihn anziehend. Heute hat es sich verlagert in das flüssige Gold in Weinflaschen!  Guldental/Heddesheim ist nicht nur Ort von Sternekoch Johann Lafer, nein: auch Johannes Bäckler stammte aus der Gegend, er war besser bekannt als Schinderhannes! Eine seiner Höhlen ist unweit zu besichtigen. Und die Eltern der ehemaligen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, ehemalige Weinkönigin, haben hier ein Weingut.

Gerhard hatte ja in Heddesheim gewohnt, wie schon oben beschrieben. Es wird sich also beim Namen "Gerhard von Gülpen genannt von Heddesheim" um eine wie man sagt doppelte Ortsherkunft" handeln. Interessanterweise trugen ungewöhnlich viele Nachfahren Gülpens den Namenszusatz. 

Irgendwo taucht in Unterlagen auch "Gerhard von Gülpen, genannt Heidesheim" auf. Der Historiker Bodmann ist sich sicher, dass die Familie Gülpen die Burg Wintereck (Windeck) in Heidesheim bei Mainz als Lehen vom Pfalzgrafen erhalten hat und mangels männlichem Nachwuchs die Burg am Rhein an die Familie von der Leyen abtreten musste. Aber das halte ich für unsicher.

Wenn überhaupt, könnte es sich dann um Gerhard Senior handeln, denn die Burgübernahme fand Ende des 14. Jahrhunderts statt. Aber Junior und Senior waren beide sehr aktiv und sind oft nur durch die Jahreszahlen auseinanderzuhalten! Vollends ins Grübeln gerät der Forscher, wenn 1329 ein Gerhard seinen Bruder befreit - und andererseits der letzte Gerhard 1482 sein Erbe vermacht. Wie geht das? Gibt es einen dritten Gerhard? Meine Untersuchungen gehen also weiter!

(Foto: Die Guldental-Heddesheimer Weinberge)


Weiter werde nach dem Ulrich von Gülpen von Heddesheim (1389) suchen, der ein eigenes Wappen führte. Eine ganze Reihe von Gülpen-Heddesheimern standen in Verbindung mit den Pfalzgrafen. Jene „Sippe“ hinterliess etliche Spuren zwischen Mittelmosel, dem Mittelrhein und der Nahe, also Hunsrück und in die Pfalz hinein. Unterstützung von ortsansässigen Heimatforschern kann ich nach einigen erfolglosen Versuchen wohl nicht erwarten: Man hüllt sich in Schweigen. Auch bei Besuchen vor Ort im Hunsrück war das nicht besser. Schade!  

Foto: Ein sehr altes Haus in Sevenich - ob Gerhard von Gülpen es in seinem Lehensort  noch gekannt hat?

Die Kirchenfürsten in Trier waren aus verständlichen Gründen besorgt, dass viele Geschlechter - wie die der von Gülpens - ausstarben. Man stellte dies im späten Mittelalter auch schriftlich fest. Gefunden habe ich aber noch eine adlige Nonne Isabella Emerentia von Gülpen, die im Cochemer Kloster Engelspforten 1752 starb.

In Belgien hatten vereinzelte adlige Gulpens das Mittelalter überlebt. Aber gehörte Carl Joseph Lambert van Gülpen aus dem belgischen Welkenraedt auch dazu und "rettete" den prominenten Namen hinüber zur niederrheinischen Kaffee-Dynastie? Wo ist die Schnittstelle nach Worms? Abwarten und Kaffee trinken!

Einen Pokal mit leckerem Moselwein trank ich kürzlich zu Ehren der letzten Enkelin von Sophie von Gülpen, Elisabeth auf ihrer Ehrenburg. Dort ist der Name Gülpen längst in der Vergessenheit versunken.


In Zeitung, WDR - und in meinem Gästebuch: Dr. Zucketto und seine überraschenden Entdeckungen im Hunsrück. Und dies hatte ich damals noch vor mir. Ende April 2021 ist Zucketto im Alter von fast 90 Jahren verstorben.


Der Landfriedens-Verbund 1369

Eingegangen wurde er zwischen Wenzeslaus Herzog von Luxemburg, Lothringen und Limburg mit seiner Gemahlin Herzogin Johanna und Wilhelm Herzog von Jülich sowie den Reichsstädten Köln und Aachen. Ihr Siegel setzten 65 der wichtigsten Ritter in Aachen unter den Vertrag, darunter Heinrich von Gülpen und sein Sohn.


Ritter Nikolas von Gülpen (1371, Schlacht von Baesweiler, nördlich Aachen) saß 3 Jahre im Kerker, dann wurde er rehabilitiert. Sein Vater benutzte auch dieses Wappen. Es war üblich, daß der Sohn einen Stern in das väterliche Wappen einsetzte. In der Heraldik (Wappenkunde) ist die Farbe Gelb gleichzusetzen mit der Farbe Gold.   Grafik: ujg

Die Ritter Walram und Leonard von Gülpen verwendeten ebenfalls das gelbe/goldene Zackenkreuz. Während auf Leonards Helmzier ein Mann mit Priesterhut thront, was bei den der Kirche nahestehenden Gülpen-Rittern nicht wundert, sehen wir bei Ritter Walram einen Mohren mit bunten Federn am Kopf. Nun vermute ich hier mal nicht einen Vorläufer des Sarotti-Mohren aus der Schokoladenstadt Aachen, sondern eher, dass Walrams Wappen an die mehr oder weniger erfolgreichen Kämpfe gegen die Mauren in Spanien erinnern soll. 

Ein weiteres Wappen aus dieser Reihe zeigt einen vollbärtigen Mann mit weisskrempigem Hut, den ich den Aachen-Hunsrücker Gülpens zurechne - obwohl Gerhard von Gülpen sein Wappen seinem Herrn, dem Grafen von Sponheim, anglich. Das Wappen des Ortes Gulpen/NL bestand übrigens auch aus einem Zackenkreuz, jedoch blau-weiß. Die bisher üblichen goldenen Zackenkreuze haben sich beim nebenstehenden Wappen in Silber gewandelt (weiß = silber). Repros: ujg

Das nebenstehende (leider etwas verwackelte)Foto zeigt ein Doppelwappen der Häuser de Gulpen und de Heyenhoven in Eghezée-Harlue.  

GERTRAUD VON HEDDERSHEIM genannt von Gulpen

war mit Erhard von Rossau auf Neuenburg verheiratet. Er starb 1480, ihr einziges Kind Eberhard starb vor 1530.  Nun schlage ich mal eine ganz abenteuerliche Verbindung zum englischen Königshaus: Gertraud ist die Ururururururururururururururgroßmutter von Königin Elizabeth II von England. Und was könnte uns Royal-Gülpens noch interessieren? König Georg IV aus dem Welfenhaus Hannover wird auch der Guelph-King genannt. Wenn also Tante Elisabeth mal amüsiert ist, mit den Guelphens zu scherzen, wissen wir, sie möchte bald wieder einmal nach Hannover reisen zu den Welfen, den Guelphs. Same procedure as every year, James! Vielleicht verleiht sie mir für die lobende Erwähnung in meiner Homepage den Guelphen-Orden, am blauen Bändchen?

Die kanadische Universitätsstadt Guelph geht auch auf King George zurück. Guelph liegt zwischen Toronto und Woodstock, dem berühmten Festivalort.

Herr von Gülpen, ein Vorschneider hoch zu Ross

Der "Churfürstliche Vorschneider" Herr von Gülpen mit Begleitung reitet hier gerade als Mitglied des Einzugs zu Ehren von Herzog Maximilian Heinrich von Ober- und Niederbayern 1658 in Frankfurt. Schade, von Gülpens Vorname fehlt auf der Mercator-Zeichnung! 

 

 
     
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